Horst „Hotte“ Breuer, Glasexperte und Naturliebhaber, verarbeitet in seinen Glasgemälden und -standbildern mit Begeisterung steinerne Fundstücke – mit farbigen Lasuren überzogen bewirken diese Bildapplikationen kleine Pointen und unterstreichen eine vielfach archaisch, mysteriös und spirituell wirkende Bildwelt. Leuchtkraft und Lichtdynamik der gläsernen Arbeiten faszinieren.
In der Malerei von Hotte dreht sich vieles um steinerne Fundstücke vom Strand in Florida, wohin er regelmäßig über Jahre zurückkehrte. Begeistert von dieser wundersamen Formung der Steine, die nur zu bestimmten Zeiten von der Flut an den Strand gespült werden, sammelte er wie besessen immer wieder neue Formen und Größen. Mit ihrer häufig an menschliche Physiognomie erinnernden Silhouette vereinen die Steine in sich die archaische Anverwandtheit von Gestaltungsgesten unserer steinzeitlichen Vorfahren. Der Stein, so wie ihn Hotte einsetzt und in seine Kompositionen einbindet, wird zum allgegenwärtigen Symbol des Menschen, ohne diesen im strengen Sinne selber zu bezeichnen. Vielmehr weisen viele dieser kleinen erdhaften Gestalten an die archaische Gestalt der „Venus von Willendorf“, die bereits vor 25000 Jahren als eine Fruchtbarkeitsgöttin geschaffen worden war.
Die in Horst “Hotte” Breuers Bildwerke implantierten Steine nehmen immer wieder diesen Charakter von Menschsein in sich auf. Die Steine im Zentrum der Bilder sind nicht nur kompositorisch angelegt, sondern fundamental zur Verdeutlichung seiner inhaltlichen Aussage. Sie sind jeweils der einzige konkret zu benennende Gegenstand im Bild, dessen malerische Komposition hingegen fast ausschließlich freie gestische Formen und Bewegungen sucht, ohne dabei an Grenzen zu stoßen. Im Fluss der Farben bildet die fest definierte Form des Steins (oder auch mehrerer Steine) einen in sich ruhenden Pol und zugleich jene Zone, in der sich Form und Inhalt aufeinander ausrichten und konzentrieren. Dabei ist es weitgehend unwichtig, dass die Steine niemals das Bild beherrschen, vielmehr sind sie eher klein, aber gerade dann scheint es um die Dualität von Mensch und Natur bzw. Mensch und Kosmos zu gehen. Die Malerei von Hotte stellt auf unprätentiöse Weise diesen Kontext her.
Dr. Beate Reifenscheid